Die Loire ist eine der faszinierendsten Weinregionen Europas. Von den mineralischen Sauvignon Blancs in Sancerre bis zu den komplexen Süßweinen Vouvrays erstreckt sich ein bemerkenswertes Spektrum an Terroirs und Weinstilen. Die Region erlebt seit einem Jahrzehnt eine regelrechte Renaissance, angetrieben von einer neuen Generation von Winzern, die das außergewöhnliche Potential ihrer Lagen erkannt haben.
Der klimatische Einfluss des Atlantiks und die geologische Vielfalt der Region schaffen ideale Bedingungen für charaktervolle Weine. Die kühlen Temperaturen begünstigen eine langsame Reifung der Trauben, was zu Weinen von bemerkenswerter Frische und Komplexität führt. Besonders bemerkenswert ist die zunehmende Hinwendung zur biodynamischen Bewirtschaftung, die das Terroir in den Weinen noch präziser zum Ausdruck bringt.
Die Terroirs der Loire
Die Loire, Frankreichs längster Fluss, durchquert auf ihrem 1.012 Kilometer langen Weg zum Atlantik eine faszinierende Vielfalt geologischer Formationen. Diese einzigartige Geologie, gepaart mit dem Einfluss des Atlantiks und dem gemäßigten Klima, schafft ein Mosaik unterschiedlichster Terroirs, die den Weinen ihre unverwechselbare Identität verleihen.
Im östlichen Teil, in Sancerre und Pouilly-Fumé, dominieren drei charakteristische Bodentypen: die kalkreichen Terres Blanches, die aus verwittertem Kimmeridge-Mergel entstanden sind; die steinigen Caillottes, geprägt von fossilienreichem Muschelkalk; und die seltenen Silex-Böden, deren Feuerstein dem Sauvignon Blanc eine rauchige Mineralität verleiht. Diese geologische Dreiteilung erklärt die bemerkenswerte Komplexität der Weine dieser Region.
Weiter westlich, in Vouvray und Montlouis, treffen wir auf das Tuffeau-Gestein, einen weichen, porösen Kalkstein aus der Kreidezeit. Die tiefen Kellergewölbe der Region wurden aus diesem Material gehauen. Der Chenin Blanc findet in diesen Böden ideale Bedingungen für Weine von bemerkenswerter Langlebigkeit. Die unterschiedlichen Hangneigungen und Expositionen ermöglichen dabei eine große Bandbreite an Weinstilen, von knochentrocken bis edelsüß.

In Anjou-Saumur begegnen wir dann dem Schiefer, der die Landschaft prägt. Diese dunklen, metamorphen Gesteine speichern die Sonnenwärme und geben sie nachts an die Reben ab – ideal für die späte Reife des Cabernet Franc. Die Böden sind hier deutlich saurer als in den östlichen Appellationen, was sich in einer charakteristischen Würze der Rotweine widerspiegelt.
Das maritime Muscadet am Atlantik wird von Granitböden dominiert, durchsetzt mit Gneis und Glimmerschiefer. Diese Urgesteine, gepaart mit der Meeresbrise, verleihen dem Melon de Bourgogne seine charakteristische salzige Mineralität. Die unterschiedliche Verwitterung dieser Gesteine schafft dabei eine bemerkenswerte Vielfalt an Mikroterroirs.
Diese geologische und klimatische Vielfalt macht die Loire zu einem der faszinierendsten Weinbaugebiete der Welt. Die folgenden Porträts zeigen, wie eingestammte Weingüter und aufstrebende Talente das außergewöhnliche Potential dieser Terroirs neu definieren und interpretieren.
Unsere Loire-Weingüter
Von Charles Joguets präzisen Cabernet Francs bis zu den legendären Süßweinen der Domaine Huet – diese Kollektion repräsentiert die außergewöhnliche Vielfalt einer Region, die zu den spannendsten Weinbaugebieten der Welt gehört.
Charles Joguet
Charles Joguet repräsentiert die Renaissance des Cabernet Franc in Chinon. Unter der Leitung von Kevin Fontaine werden die 36 Hektar Rebfläche mit einem bemerkenswerten Engagement für Nachhaltigkeit bewirtschaftet. Die Weinberge, hauptsächlich in der Appellation Chinon gelegen, mit einigen ausgewählten Parzellen in Azay-le-Rideau, bieten ein faszinierendes Spektrum an Terroir-Ausdrücken.
Der Clos de la Dioterie, das Flaggschiff des Weinguts, stammt von einem einzigartigen, über 60 Jahre alten Weinberg. Die Besonderheit dieser Lage liegt in ihrer geologischen Struktur – eine komplexe Mischung aus verwittertem Kalkstein und eisenhaltigem Lehm. Die spontane Vergärung mit autochthonen Hefen und der 18-monatige Ausbau in Eichenfässern verleihen diesem Wein eine bemerkenswerte Komplexität mit vielschichtigen Aromen von dunklen Früchten, würzigen Komponenten und charakteristischen Bodennoten.

Les Varennes du Grand Clos demonstriert eindrucksvoll die Bedeutung des Terroirs für den Cabernet Franc. Die Reben wurzeln hier in einem spezifischen Bodenprofil aus Kalkstein und Lehm, das dem Wein seine ausgeprägte Mineralität verleiht. Der charakteristische Ausbau betont die natürliche Eleganz der Rebsorte, ohne ihre Ursprünglichkeit zu überdecken. Die Weine zeigen eine bemerkenswerte Balance zwischen strukturgebenden Tanninen und komplexer Fruchtaromatik.
Die Mitgliedschaft in der Gruppe Renaissance des Appellations unterstreicht das kompromisslose Qualitätsstreben des Weinguts. Diese Vereinigung fördert biodynamische Weinbaumethoden und naturnahe Vinifikation – Prinzipien, die sich in der Präzision und Eigenständigkeit der Weine widerspiegeln. Die verschiedenen Lagen-Selektionen von Joguet demonstrieren eindrucksvoll, dass Cabernet Franc in Chinon Weine von außergewöhnlicher Finesse und Lagerfähigkeit hervorbringen kann.
Besonders bemerkenswert ist die Entwicklung des Les Petites Roches, der in Edelstahltanks ausgebaut wird. Dieser Wein zeigt die fruchtigere, zugänglichere Seite des Cabernet Franc, ohne dabei an Präzision oder Terroirausdruck einzubüßen. Er verkörpert exemplarisch die Philosophie des Hauses: maximale Transparenz für den Ausdruck der Rebsorte und des Terroirs, gepaart mit handwerklicher Exzellenz in der Vinifikation.
Château de Coulaine

Château de Coulaine verkörpert die aristokratische Geschichte der Loire, interpretiert diese aber auf erfrischend moderne Weise. Unter der Leitung von Etienne de Bonnaventure, der die 500-jährige Familientradition fortsetzt, präsentiert sich das Weingut als Vorreiter des naturnahen Weinbaus in Chinon. Seine bodenständige Herangehensweise steht im wohltuenden Kontrast zur prunkvollen Geschichte des Anwesens.
Die Weinberge des Châteaus profitieren von einer bemerkenswerten historischen Kontinuität. Viele Parzellen wurden nach familiären Überlieferungen schon immer ausschließlich biologisch bewirtschaftet – lange bevor dies Mode wurde. De Bonnaventures minimalistischer Ansatz beim Einsatz von Kupfer und Schwefel, selbst unter den strengen Richtlinien des biologischen Weinbaus, unterstreicht sein kompromissloses Qualitätsstreben.
La Diablesse 2021 demonstriert eindrucksvoll das Potential der nach Norden exponierten Lagen. Die 80 Jahre alten Reben liefern Trauben von außergewöhnlicher Konzentration, die im Wein eine faszinierende Balance zwischen Kraft und Finesse zeigen. Die kühle Exposition verleiht dem Wein zusätzliche Frische und Präzision – ein Cabernet Franc von bemerkenswerter Energie und Vitalität.
Die Interpretation des Cabernet Franc durch de Bonnaventure unterscheidet sich deutlich von den kraftvolleren Weinen des Bordeaux. Der Chinon Bonnaventure beispielsweise zeigt zwar die rebsortentypischen Tannine, diese sind jedoch perfekt eingebunden und unterstreichen die komplexe Fruchtaromatik. Die charakteristischen Noten von Cassis und Kirschen werden begleitet von würzigen Komponenten wie Paprika, Pfeffer und Lakritz, während die Sandsteinböden für eine kühle, mineralische Prägung sorgen.
Der einzige Weißwein des Portfolios, der Touraine Les Pieds Rôtis, demonstriert de Bonnaventures Gespür für authentische Terroir-Interpretation. Dieser reinsortige Chenin Blanc besticht durch seine Kombination aus reifem Steinobst, dezenten Honigtönen und der charakteristischen Loire-Mineralität. Die moderate Säurestruktur unterstreicht dabei die natürliche Balance des Weins – ein weiterer Beweis für die handwerkliche Exzellenz dieses historischen Weinguts.
Clau de Nell
Clau de Nell, in privilegierter Lage in Anjou, verdankt seine Renaissance der legendären Anne-Claude Leflaive aus dem Burgund. Als das Weingut Anfang des Jahrtausends in finanzielle Schieflage geriet, erkannte die Grande Dame des Chardonnay das außergewöhnliche Potential dieser Böden. Unter ihrer Führung entwickelte sich das Weingut zu einem Leuchtturm der Region.

Der puristische Ansatz des Weinguts zeigt sich in der konsequenten Fokussierung auf sortenreine Weine. Diese Philosophie, inspiriert von Leflaives Erfahrungen im Burgund, ermöglicht eine präzise Interpretation der verschiedenen Terroirs. Das hohe Durchschnittsalter der Rebstöcke führt zu natürlich niedrigen Erträgen und Weinen von bemerkenswerter aromatischer Dichte.
Die einzige Ausnahme von der Sortenreinheit bildet die Cuvée Violette, eine meisterhafte Assemblage aus Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon. Der 2020er Jahrgang demonstriert eindrucksvoll das Potential dieser Kombination mit seiner intensiven Beerenfrucht und ausladenden Struktur. Die Symbiose beider Rebsorten schafft eine faszinierende Balance zwischen Kraft und Eleganz.
Besonders bemerkenswert ist der Grolleau, eine fast vergessene Loire-Rebsorte, die hier eine spektakuläre Renaissance erlebt. Die alten Reben, auf kargen Schieferböden wachsend, produzieren Weine von überraschender Finesse und Komplexität. Die schonende Vinifikation mit teilweiser Ganztraubenvergärung unterstreicht den floralen Charakter und die feine Tanninstruktur dieser unterschätzten Rebsorte. In Verbindung mit dem biodynamischen Ansatz des Weinguts entsteht ein Wein, der die Wiederentdeckung traditioneller Loire-Rebsorten exemplarisch verkörpert.
Claude Riffault

Claude Riffault in Sancerre verfolgt einen kompromisslosen Qualitätsansatz. Die Weine zeigen eine bemerkenswerte Balance zwischen Frucht und Struktur. Besonders die Lagenweine von den Terres blanches-Böden beeindrucken durch ihre Präzision.
Besonders bemerkenswert ist Riffaults Arbeit mit den drei charakteristischen Bodentypen Sancerres. Die Terres blanches mit ihrem verwitterten Saint-Doulchard-Mergel und den eingelagerten Austernfossilien; die Caillottes mit ihrem porösen, verwitterten Kalk; und der seltene Silex mit seinen Feuerstein-Einschlüssen. Jeder Bodentyp findet seinen präzisen Ausdruck in den Weinen.
Der Les Chasseignes 2022 von den Caillottes-Böden vereint die typische Mineralität des Terroirs mit einer bemerkenswerten Textur. Die mehrjährigen Tonneaux verleihen dem Wein zusätzliche Komplexität, ohne den Terroircharakter zu überdecken.
Die Stilistik der Weine erinnert an historische Obstsorten – saftig, komplex, aber nie überreif und mit einer stets herben Note. Die strukturgebende Säure ist präzise eingebunden, begleitet von einer charakteristischen Würze, die das Gestein der Lagen ebenso widerspiegelt wie die Kräuter der Region. Die Monoparcelles-Weine demonstrieren exemplarisch das außergewöhnliche Reifepotential dieser Terroirs.
Domaine Vacheron
Die Domaine Vacheron, seit drei Generationen in Familienbesitz, hat sich unter der Leitung der Cousins Jean-Dominique und Jean-Laurent zu einem Leuchtturm des Sancerrois entwickelt. Ihre biodynamische Bewirtschaftung, vor einem Jahrzehnt zertifiziert, war ein Meilenstein für die Region und inspirierte zahlreiche Nachahmer. Die 50 Hektar Rebfläche, davon 38 Hektar Sauvignon Blanc, verteilen sich über einige der besten Lagen Sancerres.
Die Philosophie des Weinguts basiert auf einem tiefen Verständnis der drei charakteristischen Bodentypen der Region: Terres Blanches, Caillottes und Silex. Die unterschiedlichen Parzellen werden separat vinifiziert, um die spezifischen Charakteristika jedes Terroirs präzise herauszuarbeiten. Besonders die Silex-Böden, mit ihrem hohen Feuersteinanteil, verleihen den Weinen eine markante rauchige Mineralität.
Der bemerkenswerteste Wein des Hauses, L’Enclos des Remparts, demonstriert das außergewöhnliche Qualitätsstreben der Familie. Diese Parzelle, 2008 mit wurzelechten Reben im Herzen des Clos de Mur gepflanzt, produziert einen Vin de France von bemerkenswerter Präzision. Die Trauben werden am 10. Oktober handverlesen, spontan vergoren und ein Jahr in gebrauchten Barriques ausgebaut. Das Resultat vereint Konzentration mit einer fast schwebenden Eleganz.
Die Domaine produziert zudem einige der beeindruckendsten roten Sancerres der Region. Der “Belle Dame” 2020, ein Pinot Noir von alten Reben auf Kalksteinböden, zeigt eine Finesse und Komplexität, die an große Burgunder erinnert. Die präzise Vinifikation mit einem hohen Anteil an ganzen Trauben und der behutsame Ausbau in gebrauchten Fässern unterstreichen den burgundischen Charakter dieses bemerkenswerten Weins.
Die Vacheron-Cousins haben durch ihre kompromisslose Qualitätsorientierung und ihr tiefes Verständnis der verschiedenen Terroirs maßgeblich dazu beigetragen, dass Sancerre heute zu den faszinierendsten Weinbaugebieten Frankreichs zählt. Ihre Weine demonstrieren eindrucksvoll, dass die Region nicht weniger komplex und vielschichtig ist als die berühmten Lagen der Côte d’Or.
Les Poëte
Les Poëte, das 2014 von Guillaume Sorbe gegründete Weingut in Reuilly, verkörpert einen ganzheitlichen Ansatz des Weinbaus im Centre Loire. Auf 6,45 Hektar Rebfläche, verteilt über 28 akribisch ausgewählte Parzellen, schafft Sorbe ein komplexes Ökosystem, in dem Pferde, Schafe, Bienen und Hühner eine ebenso wichtige Rolle spielen wie die Reben selbst.
Die Philosophie des Weinguts basiert auf der Überzeugung, dass große Weine nur in einem ausbalancierten natürlichen Umfeld entstehen können. Die Biodiversität in den Weinbergen wird durch extensive Begrünung und den völligen Verzicht auf Pestizide gefördert. Besonders bemerkenswert ist die Arbeit mit Pferden für die Bodenbearbeitung, die eine besonders schonende Behandlung der Wurzelzone ermöglicht.

Der Le S des Poëte 2022 demonstriert eindrucksvoll die Präzision dieser Herangehensweise. Die separate Vinifikation jeder einzelnen Parzelle ermöglicht eine nuancierte Interpretation der verschiedenen Terroirs. Der Ausbau erfolgt teilweise im Edelstahl, teilweise im gebrauchten Holz, was zu einer bemerkenswerten Komplexität führt, ohne die mineralische Prägung der Weine zu überdecken.
Besonders faszinierend ist Sorbes Interpretation des Pinot Noir. Die Ganztraubenvergärung verleiht den Weinen eine seidige Textur und ausgeprägte Würze. Der Odyssée 2020 zeigt exemplarisch das Potential dieser Methode – ein Wein von bemerkenswerter Finesse und Eleganz, der die traditionelle Dominanz des Sauvignon Blanc in der Region in Frage stellt. Die kühlen Kalksteinböden von Reuilly erweisen sich dabei als ideales Terroir für diese burgundische Rebsorte.
Die strikte Begrenzung der Erträge, gepaart mit dem präzisen Ausbau im Keller, führt zu Weinen von bemerkenswerter Konzentration und Authentizität. Les Poëte demonstriert damit eindrucksvoll, wie moderne ökologische Prinzipien zu einer neuen Qualitätsdimension an der Loire führen können.
Domaine Huet
Die Domaine Huet steht als Leuchtturm für die Exzellenz des Chenin Blanc in Vouvray. Die biodynamische Bewirtschaftung, bereits Ende der 1980er Jahre eingeführt, war ihrer Zeit weit voraus und prägt bis heute den charakteristischen Stil des Hauses. Die drei legendären Lagen Le Haut-Lieu, Le Mont und Clos du Bourg bilden das Herzstück des Weinguts, jede mit ihrer eigenen, unverwechselbaren Identität.

Das Besondere an Huet ist die Fähigkeit, die gesamte Bandbreite der Chenin-Blanc-Stilistik zu beherrschen. Die Weine reichen von knochentrocken (sec) über halbtrocken (demi-sec) bis hin zu den edelsüßen Moelleux und den noch selteneren Moelleux Première Trie. Diese Vielfalt wird durch das einzigartige Mikroklima Vouvrays ermöglicht, wo Morgennebel und warme Nachmittage ideale Bedingungen für die Entwicklung der Botrytis schaffen.
Der Clos du Bourg, von Gaston Huët selbst als größte Weinlage Vouvrays bezeichnet, demonstriert eindrucksvoll das Potential des Terroirs. Die kargen, steinigen Böden zwingen die Reben zu einer tiefen Verwurzelung und verleihen den Weinen eine außergewöhnliche Mineralität. Der Moelleux 1ère Trie 2022 aus dieser Lage zeigt eine faszinierende Balance zwischen konzentrierter Frucht, lebendiger Säure und salziger Mineralität.
Die Cuvée Constance, nur in außergewöhnlichen Jahren produziert, gehört zu den legendärsten Süßweinen der Welt. Dieser Wein, benannt nach Gaston Huëts Mutter, entsteht ausschließlich aus botrytisierten Trauben und verkörpert die höchste Form des Chenin Blanc. Die Kombination aus Konzentration, Komplexität und schwebender Leichtigkeit macht diese raren Flaschen zu begehrten Sammlerobjekten, die über Jahrzehnte reifen können.
Die Langlebigkeit der Huet-Weine ist legendär. Während viele Weißweine nach wenigen Jahren ihren Zenit überschreiten, entwickeln sich die Weine von Huet über Jahrzehnte. Ein trockener Le Mont kann problemlos 30 Jahre reifen, die edelsüßen Weine sogar deutlich länger. Diese außergewöhnliche Alterungsfähigkeit basiert auf der perfekten Balance zwischen Säure, Mineralität und Extraktsüße, die nur auf den besten Terroirs Vouvrays möglich ist.
du Bouchot

Du Bouchot markiert unter Antoine Gouffier einen bemerkenswerten Wendepunkt in Pouilly-Fumé. Als 2009 erstes zertifiziertes Bio-Weingut der Region setzte es neue Maßstäbe für nachhaltigen Weinbau in einem traditionell konservativ geprägten Gebiet. Die Geschichte der Konversion zeigt exemplarisch den langsamen, aber stetigen Wandel der Region hin zu ökologischen Wirtschaftsweisen.
Die 10 Hektar Rebfläche verteilen sich auf etwa 15 verschiedene Lagen rund um Pouilly, wobei die geologische Vielfalt besonders bemerkenswert ist.
Die Caillottes-Böden, geprägt von fossilem Calcaire à Astéries und verwittertem Calcaire de Tonnerre, bilden die Basis für körperreiche, strukturierte Weine. Die Terres Blanches hingegen, mit ihrem verwitterten Saint-Doulchard-Mergel und eingelagerten Glaukonitschichten, bringen eine ausgeprägte Fruchtigkeit in die Weine.
Der MCMLV von alten Reben auf Terres Blanches-Böden demonstriert eindrucksvoll das Potential der Region. Die spontane Vergärung ohne Zusätze und der präzise Ausbau im Edelstahl unterstreichen die Authentizität dieses bemerkenswerten Terroirs. Mit dem Jahrgang 2020 erreichte das Weingut die Demeter-Zertifizierung, was die konsequente Weiterentwicklung der biodynamischen Wirtschaftsweise belegt.
Antoine Gouffiers Erfahrungen in Bordeaux bei Château Angélus und seine familiäre Verbindung zum Weingut ermöglichen eine einzigartige Synthese aus traditionellem Terroir-Verständnis und modernen önologischen Kenntnissen. Seine Weine verkörpern damit exemplarisch die qualitative Evolution von Pouilly-Fumé und setzen neue Maßstäbe für die präzise Interpretation dieser historischen Weinregion.
Liv Vincendeau

Liv Vincendeau verkörpert eindrucksvoll den Wandel an der Loire. Die gebürtige Darmstädterin, ursprünglich Chemikerin, fand im Jahr 2000 ihren Weg nach Anjou. Was als Weinbau- und Önologie-Ausbildung begann, entwickelte sich zu einer tiefen Verbundenheit mit der Region. Ihre 2014 gegründete Domaine liegt in privilegierter Lage in den Hügeln oberhalb von Rochefort sur Loire, in einem als “La Corniche Angevine” bekannten und denkmalgeschützten Landschaftsensemble.
Die geologische Besonderheit ihrer Weinberge liegt in der komplexen Struktur der Schieferböden, die sich über Jahrmillionen aus metamorphem Gestein gebildet haben. Diese Böden speichern tagsüber die Wärme und geben sie nachts langsam wieder ab – ein natürlicher Temperaturregulator, der besonders in kühlen Jahren von entscheidender Bedeutung ist. Die unterschiedlichen Expositionen ihrer Parzellen ermöglichen dabei eine facettenreiche Interpretation des Terroirs.
Besonders bemerkenswert ist ihr Crémant de Loire Réserve “Zeitlos” 2019, der die Präzision ihrer Arbeit exemplarisch demonstriert. Die Trauben werden selektiv von Hand gelesen, schonend gepresst und die Grundweine separat nach Parzellen vinifiziert. Die lange Hefelagerung von 36 Monaten verleiht dem Wein eine bemerkenswerte Komplexität und cremige Textur, während die Schieferböden für eine prägnante mineralische Spannung sorgen.
Livs Verständnis der Chemie, gepaart mit ihrer handwerklichen Sensibilität, ermöglicht einen besonders präzisen Umgang mit den Weinen während des Ausbaus. Die traditionelle Flaschengärung wird durch moderne Temperaturkontrolle unterstützt, was zu einer außergewöhnlichen Balance zwischen Frucht, Mineralität und der charakteristischen Frische der Loire führt. Ihre Weine verkörpern damit exemplarisch die gelungene Synthese aus traditionellem Handwerk und wissenschaftlichem Verständnis.
Luneau-Papin
Luneau-Papin verkörpert die Renaissance des Muscadet, einer Region, die lange Zeit im Schatten anderer Loire-Appellationen stand. Pierre Luneau und Monique Papin erkannten als Pioniere das außergewöhnliche Potential des Melon de Bourgogne, eine Rebsorte, die ihre burgundischen Wurzeln längst vergessen hat und an der atlantischen Loire ihre wahre Heimat gefunden hat. Die achte Winzergeneration, vertreten durch Pierre-Marie und seine Frau Marie, führt heute diese Vision mit bemerkenswerter Präzision fort.

Die 47 Parzellen des Weinguts, verteilt über knapp 40 Hektar, bieten ein faszinierendes Spektrum an geologischen Formationen. Die Vielfalt der Böden – von Granit über Schiefer bis hin zu Quarz und Gneiss – ermöglicht eine außergewöhnliche Differenzierung der Terroirs. Besonders bemerkenswert sind die in den 1940er Jahren gepflanzten Rebstöcke, deren tiefe Verwurzelung die mineralische Prägung der Weine verstärkt.
Der charakteristische sur lie Ausbau, bei dem die Weine besonders lange auf der Vollhefe verbleiben, ist mehr als nur Tradition – er ist der Schlüssel zur besonderen Textur der Weine. Diese Methode verleiht den Weinen eine bemerkenswerte Struktur und einen charakteristischen “Grip” am Gaumen. Der Vera Cruz 2021 demonstriert diese Technik in Perfektion, mit einer Komplexität und einem Reifepotential, das viele Grand Crus des Burgunds in den Schatten stellt.
Besonders faszinierend ist die Arbeit des Weinguts mit dem Exelsior, einem Wein, der die außergewöhnliche Langlebigkeit des Melon de Bourgogne unter Beweis stellt. Alte Jahrgänge entwickeln eine komplexe Aromatik von kandierten Zitrusfrüchten, Bienenwachs und salziger Mineralität, die an große weiße Burgunder erinnert. Diese Entwicklungsfähigkeit widerlegt eindrucksvoll das Vorurteil, Muscadet sei lediglich ein einfacher Fischwein.
Die biodynamische Bewirtschaftung, die das Weingut seit Jahren praktiziert, verstärkt die Terroir-Expression zusätzlich. Das intakte Ökosystem in den Weinbergen, die schonende Bodenbearbeitung und der Verzicht auf Herbizide ermöglichen den Reben eine optimale Nährstoffversorgung und führen zu Weinen von bemerkenswerter Balance und Präzision. Luneau-Papin zeigt, wie traditionelles Handwerk und ökologisches Bewusstsein zu einer neuen Qualitätsdimension führen können.
Matthias Planchon

Die Geschichte der Familie Planchon in Sancerre, die bis ins Jahr 1573 zurückreicht, spiegelt exemplarisch die Entwicklung der Region wider. Als eine der ältesten Winzerfamilien haben die Planchons die Evolution des Terroir-Gedankens in Sancerre mitgelebt und maßgeblich mitgeprägt.
Matthias Planchon führt dieses Erbe mit einer bemerkenswerten Synthese aus Geschichtstreue und innovativem Denken fort.
Seine Weinberge, verteilt über die charakteristischen Kalksteinlagen von Sancerre, repräsentieren die geologische Komplexität der Region. Die Parzelle “Les Herses”, geprägt von fossilienreichem Muschelkalk, demonstriert eindrucksvoll die Bedeutung des Mikroterroirs. Hier findet der Sauvignon Blanc ideale Bedingungen für die Entwicklung seiner vielschichtigen Aromatik, unterstützt durch das kühl-maritime Klima der Region.
Der Sancerre Blanc “Les Herses” verkörpert Planchons kompromisslosen Qualitätsanspruch. Die selektive Handlese berücksichtigt die unterschiedlichen Reifezeitpunkte jeder Mikrozone. Die spontane Vergärung mit autochthonen Hefen und der behutsame Ausbau ermöglichen eine präzise Interpretation des Terroirs. Der resultierende Wein zeigt eine faszinierende Balance zwischen reifer Frucht und der charakteristischen Kalkstein-Mineralität.
Die historische Lage “Le Paradis” gilt als Kronjuwel des Weinguts. Die über 50 Jahre alten Reben wurzeln tief in den Kalksteinböden und liefern Trauben von außergewöhnlicher Konzentration. Der daraus entstehende Sancerre Blanc “Le Paradis” besticht durch seine Präzision und Langlebigkeit, mit einer komplexen Aromatik von weißen Blüten, Zitrusfrüchten und rauchiger Mineralität.

Fazit
Besonders beeindruckend ist die Vielfalt der Ausdrucksformen, die die verschiedenen Terroirs ermöglichen. Von den kargen Schieferböden Anjous bis zu den Kalksteinhängen Sancerres zeigt sich eine geologische Komplexität, die in den Weinen ihre direkte Entsprechung findet. Die klassischen Rebsorten der Region – Chenin Blanc, Sauvignon Blanc, Cabernet Franc und Melon de Bourgogne – erweisen sich als perfekte Übersetzer dieser Terroirvielfalt.
Der klimatische Wandel, oft als Bedrohung wahrgenommen, bietet an der Loire auch Chancen. Die traditionell kühle Region profitiert von der moderaten Erwärmung, die eine physiologisch optimale Reife der Trauben begünstigt, ohne die charakteristische Frische und Mineralität der Weine zu gefährden. Die zunehmende Hinwendung zu biodynamischen Methoden stärkt zusätzlich die Widerstandsfähigkeit der Rebstöcke gegen klimatische Extreme.
Die porträtierten Weingüter demonstrieren exemplarisch das außergewöhnliche Potential der Region. Sie vereinen handwerkliche Tradition mit innovativem Denken, respektvollem Umgang mit der Natur und einem tiefen Verständnis ihrer Terroirs. Ihre Weine zeigen eine Präzision und Authentizität, die den Vergleich mit den großen Gewächsen anderer Regionen nicht scheuen muss.