Die stetige Evolution der europäischen Weinlandschaft bringt glücklicherweise immer wieder Entdeckungen hervor, die selbst den kritischsten Gaumen in Erstaunen versetzen. Heute stellen wir drei Weingüter vor, deren akribische Arbeit im Weinberg und außergewöhnliche Wege bei der Vinifikation für die spannendste Entwicklung ihrer jeweiligen Regionen stehen.
Roberto Oliván hat in den Hochlagen der Rioja Alavesa einen ganz eigenen Weg eingeschlagen. István Bencze interpretiert am Balaton das vulkanische Terroir des Szent György-hegy in beeindruckender Klarheit neu. Und im elsässischen Zellenberg schaffen Jolene Hunter und Paul McKirdy Weine von schwebender Eleganz, die das klassische Verständnis der Region erweitern. Was diese drei Produzenten verbindet, ist ihr unbedingtes Streben nach Präzision – im Weinberg wie im Keller.
Tentenublo – Die neue Dimension der Rioja Alavesa
Roberto Oliván hat in der Rioja Alavesa einen bemerkenswert eigenständigen Weg eingeschlagen. Seine dreißig Parzellen im Weingut Tentenublo, die sich über zehn Hektar in den Hochlagen von Viñaspre erstrecken, repräsentieren ein faszinierendes Mosaik unterschiedlicher Terroirs. Der beständige Wind, der die auf 620 Metern gelegenen Weinberge durchstreift, schafft nicht nur ein gesundes Mikroklima, sondern prägt auch den präzisen, fast kristallinen Charakter der Weine.
Die biodynamische Bewirtschaftung erfolgt mit bemerkenswerter Akribie. Jede Parzelle wird separat vinifiziert, wobei die spontane Vergärung ausschließlich mit indigenen Hefen in offenen Edelstahltanks erfolgt. Die Extraktion durch traditionelles Unterstoßen der Maische zeigt Oliváns Gespür für die richtige Balance zwischen Struktur und Eleganz.

Besonders beeindruckend ist Oliváns Einzellagenwein «Escondite del Ardacho Veriquete», der die Essenz der höchstgelegenen Parzellen auf 650 Metern einfängt. Die über 80 Jahre alten Garnacha-Reben wurzeln hier in reinem Kalkstein und bringen einen Wein von außergewöhnlicher Finesse hervor.
Die spontane Gärung mit 60% Ganztrauben und der 14-monatige Ausbau in gebrauchten 500-Liter-Fässern ergeben eine faszinierende Interpretation der Garnacha: Transparent rubinrot im Glas, mit einem komplexen Bouquet von roten Waldbeeren, Wildkräutern und einer subtilen mineralischen Note.
Am Gaumen besticht der Wein durch seine seidige Textur und vibrierende Säurestruktur – ein Wein, der die Transparenz des Terroirs über Extraktion und Konzentration stellt.
Bencze Bartok – Vulkanische Präzision am Balaton
Am majestätischen Szent György-hegy schreibt István Bencze seit 2011 ein besonders spannendes Kapitel der ungarischen Weingeschichte in seinem Weingut Bencze Birtok. Seine drei markanten Einzellagen – “Másfél”, “Hétésfél” und “Kilencésfél” – bieten mit ihrer Höhenlage zwischen 118 und 180 Metern ein faszinierendes Spektrum vulkanischer Terroirs. Der massive Basalt in den höheren Lagen verleiht den Weinen eine charakteristische Mineralität, während die eisenreiche Braunerde in den tieferen Lagen für zusätzliche Komplexität sorgt.
Der massive Basalt in den höheren Lagen verleiht den Weinen eine charakteristische Mineralität.
– Bencze Bartok

Istváns kompromisslose Naturweinphilosophie fußt auf akribischer Weinbergsarbeit. Nur so schafft er kristallklare Texturen, trotz minimaler Intervention. Die biodynamische Bewirtschaftung wird hier nicht als Marketing-Tool verstanden, sondern als essentieller Baustein für die Erzeugung authentischer Weine. Die Handlese erfolgt in mehreren Durchgängen, wobei der optimale Reifezeitpunkt für jede Partie individuell bestimmt wird.

Besonders bemerkenswert ist seine Arbeit mit Amphoren, die eine sanfte Mikrooxidation ermöglichen und dabei die Reinheit des Fruchtausdrucks bewahren. Sein «Autochthon», eine Interpretation des fast vergessenen Resborte Kéknyelű zeigt exemplarisch die Möglichkeiten dieser Vinifikationsmethode.
Die Weine bleiben unfiltriert und ungeschönt – eine Herangehensweise, die höchste Präzision im Weinberg wie Keller voraussetzt.
Hunter|McKirdy – Elsässer Finesse neu interpretiert
Im beschaulichen Zellenberg haben Jolene Hunter und Paul McKirdy mit dem Erwerb von 3,5 Hektar erstklassiger Rebfläche von Marc Tempé einen bemerkenswerten Start hingelegt. Die Kalk-Mergel-Böden aus der Jura-Zeit, die sie mit dem renommierten Sud Revermont teilen, bieten ideale Voraussetzungen für Weine von außergewöhnlicher Präzision.

Ihre Weinbergsarbeit orientiert sich weniger am potentiellen Alkoholgehalt als am pH-Wert von 3,2 und der Säurereife – ein Ansatz, der sich in der bemerkenswerten Balance ihrer Weine widerspiegelt, die meist bei moderaten 12,5% Alkohol liegen. Die Neuanpflanzung mit einer Dichte von 14.000 Stöcken pro Hektar unterstreicht ihr Streben nach maximaler Komplexität.
Die Vinifikation bei Hunter|McKirdy verbindet auf faszinierende Weise Elemente aus Champagne und Burgund. Die achtstündige Pressung in der hydraulischen Holzpresse führt zu einem Most von außergewöhnlicher Klarheit. Der anschließende Ausbau in über zehnjährigen burgundischen Fässern, mit vollständigem biologischem Säureabbau auf der Vollhefe, verleiht den Weinen ihre charakteristische Textur.

Ihr «Les Champs des Roches», ein Riesling von Kiesböden, zeigt exemplarisch die Qualität ihrer Arbeit. Die mineralische Tiefe, gepaart mit schwebender Eleganz, macht diesen Wein zu einem der spannendsten Neuinterpretationen des elsässischen Terroirs. Auch der “Sous les Coudriers” aus Pinot Gris besticht durch seine florale Intensität und präzise Struktur.
Diese drei Weingüter, so unterschiedlich sie in ihrer Herangehensweise auch sein mögen, eint ihr kompromissloses Qualitätsstreben und ihr tiefes Verständnis für die Besonderheiten ihrer jeweiligen Terroirsn: Oliván, der in der oft traditionellen Rioja mit seinen 30 Einzelparzellen und der kühlen Höhenlage einen völlig neuen Garnacha-Stil prägt, der zwischen alt und neu changiert. István Bencze, der am Balaton den fast vergessenen Kéknyelű wiederentdeckt und in Amphoren seine reinste Form findet. Und das Duo Hunter & McKirdy, das mit burgundischer Präzision und langen Presszeiten dem Elsässer Riesling eine bisher unbekannte Textur verleiht.
Unsere Neuzugänge aus dem Elsass, der Rioja Alavesa und vom Balaton.