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Châteauneuf-du-Pape – Grenache Grandeur

    chateau la nerthe alte skizze square

    Im Herzen der südlichen Rhône, wo der majestätische Mistral die Weinberge streift und jahrhundertealte Reben ihre Wurzeln tief in steinige Erde schlagen, thront Châteauneuf-du-Pape wie eine Krone über der provenzalischen Weinlandschaft. Keine andere Region verkörpert mit solcher Grandezza die Synthese aus mediterraner Kraft und französischer Finesse. Hier, wo einst die Päpste ihre Sommerresidenzen errichteten, schuf die Zeit ein einzigartiges Mosaik aus Terroirs – eine Komposition aus roten Lehmböden, verwittertem Kalkstein und den legendären Galets roulés, jenen vom Wind polierten Kieseln, die das Herzstück dieser gesegneten Weinberge bilden.

    Gerade in der Stille der Wintermonate, wenn die frühe Dämmerung die von der Geschichte gezeichnete Landschaft in sanftes Licht taucht, offenbaren die großen Gewächse dieser Region ihre wahre Seele. In dieser Zeit des Innehaltens laden wir Sie ein zu einer Reise zu drei außergewöhnlichen Weingütern, deren Weine die Essenz von Châteauneuf-du-Pape in sich tragen – jedes auf seine eigene, unverwechselbare Art, doch alle vereint in ihrem kompromisslosen Streben nach Vollendung.

    domaine marcoux paisage bw
    domaine marcoux paisage bw

    Galets roulés & Päpste

    In den Tiefen des südlichen Rhônetals, wo Geschichte und Natur ein einzigartiges Bündnis eingegangen sind, ruht eines der bemerkenswertesten Terroirs der Weinwelt. Die berühmten Galets roulés – faustgroße Quarzkiesel, die der Rhonegletscher in der letzten Eiszeit hinterließ – sind stumme Zeugen einer jahrtausendalten Geschichte. Über die Zeit von Wasser und Elementen geformt, wirken sie heute wie natürliche Akkumulatoren: Tagsüber speichern sie die intensive provenzalische Sonne, um ihre Wärme in den kühlen Nachtstunden sanft an die Reben zurückzugeben. Ein faszinierendes Zusammenspiel, das einen großen Teil der Appellation prägt.

    Das Terroir von Châteauneuf-du-Pape gleicht einem sorgsam komponierten Mosaik: Die kieselbedeckten Flächen wechseln sich ab mit sandigen Hochplateaus und den charakteristischen roten Lehmböden, während Kalksteinadern das Terrain durchziehen. Über diesem vielschichtigen Terroir weht der mächtige Mistral, der die Weinberge nach Regenfällen trocknet, den Krankheitsdruck mindert und in den heißen Sommermonaten für willkommene Kühlung sorgt. Diese verlangsamte Reife fördert die Entwicklung komplexer Aromen und verleiht den Weinen ihre charakteristische Würze.

    In diesem privilegierten Umfeld hat sich in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung vollzogen: Mit wachsender Überzeugung wenden sich die Winzer biologischen und biodynamischen Methoden zu. Es ist die Erkenntnis gereift, dass nur im Einklang mit der Natur die wahre Größe des Terroirs zum Ausdruck gebracht werden kann. Die dreizehn traditionell zugelassenen Rebsorten – allen voran die königliche Grenache – finden in diesem Zusammenspiel aus mediterranem Klima, vielschichtigen Böden und dem reinigenden Mistral ideale Bedingungen. Sie sind die Grundlage für Weine von außergewöhnlicher Tiefe, Komplexität und Langlebigkeit. Weine, die die Jahrhunderte überdauern können, genau wie die Geschichte dieses einzigartigen Landstrichs selbst.

    Unsere Winzer aus Châteauneuf-du-Pape

    Domaine du Clos des Papes

    Clos des Papes Weingut Schild Am Eingang bw

    Vincent Avril führt das 1896 gegründete Weingut Clos des Papes mit wissenschaftlicher Präzision und künstlerischer Intuition. Ein faszinierendes Mosaik aus 24 verschiedenen Parzellen auf 25 Hektar bildet die Grundlage für Weine von beeindruckender Komplexität. Die biodynamische Bewirtschaftung ist für ihn keine Modeerscheinung, sondern logische Konsequenz seines Qualitätsstrebens. Die konsequente Qualitätsphilosophie wurde 2012 mit der höchsten Auszeichnung des Guide Robert Parker belohnt – der erste 100-Punkte-Wein in der Geschichte des Weinguts.

    Avrils aktueller Châteauneuf-du-Pape Rouge 2021 verkörpert exemplarisch diese Philosophie: Eine Symphonie aus Kraft und Eleganz, in der die dominierende Grenache (65%) durch Mourvèdre und Syrah perfekt ergänzt wird. Die kristallklare Frucht wird von samtenen Tanninen getragen, ein Wein für die Ewigkeit, der sicher noch bis nach 2045 Spaß machen wird. In der Magnumflasche präsentiert sich der 2020er noch majestätischer, mit intensiverer dunkler Frucht und faszinierender struktureller Tiefe. Für den zeitnahen Genuss kreiert Avril seine charmante Multi-Vintage Cuvée “Le Petit Vin d’Avril”, die mit ihrer unmittelbaren Art perfekt zu entspannten Winterabenden passt.

    Domaine de Marcoux

    marcoux winemakers

    Sophie und Catherine Armenier vom Weingut Marcoux haben seit 1991 mit unermüdlicher Hingabe ein biodynamisches Vorzeigeweingut geschaffen. Auf 18 Hektar entstehen Weine, die südliche Opulenz mit burgundischer Präzision vereinen. Die Schwestern gehören zu den ersten Winzerinnen der Region, die ihre Weine ohne Entrappung vinifizieren – eine damals revolutionäre Methode, die heute von vielen Spitzenweingütern übernommen wurde.

    Ihr monumentaler Marcoux Vieilles Vignes 2021 aus 98% über 100-jährigen Grenache-Reben demonstriert eindrucksvoll die Größe des Terroirs – ein Wein von kristalliner Klarheit und faszinierender Komplexität für die lange Reife (bis 2040 und darüber hinaus). Die neue, auf fruchtige Finesse ausgerichtete Stilistik des Hauses zeigt sich besonders im Châteauneuf-du-Pape rouge 2020 mit seiner präzisen Frucht und verführerischen Textur. Als idealer Einstieg in die Welt der großen Rhôneweine präsentiert sich der saftig-würzige Côtes du Rhône Rouge 2022 (ca 15€), der besonders zu winterlichen Braten harmoniert.

    Château de Villeneuve

    Stanislaus Wallut kreiert in diesem historischen Château, einst Sommerresidenz der Avignon-Päpste, Weine von zeitloser Eleganz. Seine kühl exponierten Lagen schenken den Weinen eine einzigartige Frische und Finesse, die sie unverwechselbar macht. Der mittelalterliche Weinkeller, einer der ältesten und tiefsten der Appellation, bietet ideale Bedingungen für die langsame Reifung der Weine.

    Der de Villeneuve Les Vieilles Vignes 2017 zeigt exemplarisch die Handschrift des Hauses: Ein Lehrstück in Balance und Präzision, bei dem die kühle Exposition der Weinberge für eine faszinierende Frische sorgt. Nach jetzt schon perfekter Reifung zeigt er noch weiteres Entwicklungspotential für die kommenden 5-8 Jahre und verkörpert eindrucksvoll die unaufdringliche Eleganz, für die Wallut bekannt ist.

    domaine de villeneuve vineyard

    Château La Nerthe

    la nerthe litres wine barrel bw
    la nerthe litres wine barrel bw

    In der vielschichtigen Geschichte von Châteauneuf-du-Pape nimmt Château La Nerthe eine Sonderstellung ein. Als eines der ältesten Weingüter der Region, bereits 1560 von der Familie Tulle de Villefranche gegründet, verkörpert es wie kaum ein anderes die Synthese aus historischem Erbe und innovativem Weinbau. Das imposante Château, ab 1736 erbaut, zeugt von einer Zeit, in der La Nerthe als Vorreiter der Qualitätsweinbereitung hervortrat – nicht zuletzt durch die revolutionäre Entscheidung, ab 1782 als erstes Weingut der Region Flaschenfüllung zu praktizieren.

    Besonders bemerkenswert ist die terroiristische Vielfalt der 92 Hektar Rebfläche, die sich über vier distinkte Bodentypen erstreckt. Die 57 verschiedenen Parzellen, verteilt auf zwei Hauptlagen um das Château und auf dem renommierten Plateau de La Crau, bieten ein faszinierendes Mikroklima für alle 13 zugelassenen Rebsorten der Appellation. Der historische Clos de Beauvenir, mit seinem kalkhaltigen Untergrund prädestiniert für weiße Rebsorten, und Les Cadettes mit seinen Grenache-Reben aus dem Jahr 1935 gehören zu den bedeutendsten Einzellagen des Weinguts.

    Unter der präzisen Leitung von Rémi Jean praktiziert La Nerthe seit 1998 biologischen Weinbau – lange bevor dies zum Trend wurde. Die Vinifikation verbindet historische Techniken wie das seit den 1800er Jahren praktizierte Entrappen mit modernem Know-how. Die Basis bildet der klassische Châteauneuf-du-Pape Rouge, der mit seiner ausgewogenen Balance zwischen mediterraner Fülle und eleganter Struktur die Essenz des Terroirs widerspiegelt. Als besondere Rarität gilt der La Nerthe Châteauneuf-du-Pape Blanc, der mit seiner Kombination aus Roussanne und Grenache Blanc die mineralische Finesse der kalkhaltigen Böden zum Ausdruck bringt. Die Krönung des Sortiments stellt die “Cuvée des Cadettes” dar – ein monumentaler Wein aus den ältesten Parzellen des Weinguts, der die Grenzen zwischen Kraft und Eleganz neu definiert und zu den langlebigsten Gewächsen der Appellation zählt.

    Fazit

    Das Kellerhandwerk der Region spiegelt den behutsamen Dialog zwischen Tradition und Moderne. Unter den mittelalterlichen Gewölben, wo einst die Weine der Päpste reiften, experimentieren heute Winzer wie Vincent Avril mit dem Ausbau in großen Holzfudern und ungetoasteten Barriques. Andere, wie die Schwestern Armenier, setzen auf geschliffene Betontanks, die die mineralische Präzision ihrer biodynamisch erzeugten Weine unterstreichen. Eine neue Generation von Önologen studiert akribisch die Mikroterroirs ihrer verschiedenen Parzellen und entwickelt daraus individuelle Vinifikationsstrategien für jede einzelne Lage.

    Das Besondere an Châteauneuf-du-Pape ist nicht nur die Summe seiner Terroirs, sondern die Interpretation durch seine Charakterköpfe. Wenn Henri Bonneau seinen legendären “Réserve des Célestins” nach Gefühl und Mondphase assembliert, Vincent Avril seine 24 Parzellen zu einer komplexen Symphonie komponiert oder Sophie Armenier ihre hundertjährigen Grenache-Reben einzeln verliest – dann entstehen Weine, die mehr sind als “nur” große Châteauneufs. Es sind Manifestationen einer Weinkultur, die sich ihrer Geschichte bewusst ist und gleichzeitig neugierig in die Zukunft blickt.

    Das Châteauneuf-du-Pape bei Lebendige Weine wird repräsentiert durch die Weingüter: