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Artuke
In der Rioja Alavesa schreiben die Brüder Arturo und Kike de Miguel Blanco Weingeschichte neu. Auf 30 Hektar, verteilt über 72 Parzellen in Höhenlagen bis 720 Meter, vinifizieren sie nach burgundischem Vorbild terroirgeprägte Weine jenseits klassischer Rioja-Kategorien. Die biologisch bewirtschafteten Weinberge, darunter der legendäre “Finca de los Locos”, beherbergen alte Tempranillo-Reben sowie Graciano, Garnacha und vereinzelt weiße Sorten. In großen Holzfässern ausgebaut, präsentieren sich die Weine präzise, frisch und von bestechender Eleganz. Als Mitglied der “Rioja & Roll”-Bewegung und des Verbunds Futuro Vinador zählt das Weingut zur Avantgarde der Region. Winzerportrait
Mehr über Artuke
Im beschaulichen Baños de Ebro, wo der Ebro majestätisch durch die Rioja Alavesa fließt, entsteht eine neue Vision des Rioja-Weins. Die Brüder Arturo und Kike de Miguel Blanco haben hier, auf den kalkhaltigen Hochplateaus ihrer Heimat, einen bemerkenswerten Wandel eingeleitet. Ihre Geschichte ist geprägt von Weitsicht, handwerklicher Präzision und dem unbedingten Willen, die Einzigartigkeit ihrer Terroirs in die Flasche zu bringen. In einer Region, die lange von großen Handelshäusern und ihrer standardisierten Produktionsweise dominiert wurde, setzen sie auf Individualität und kompromisslose Qualität.
Das Vermächtnis des “Verrückten”
Die Geschichte dieses außergewöhnlichen Weinguts beginnt mit einer als waghalsig empfundenen Entscheidung: Der Großvater der heutigen Besitzer erwarb in den 1950er Jahren ein brachliegendes Grundstück in schwindelerregender Höhe – eine Aktion, die ihm den Spitznamen “El Loco” einbrachte. Was damals als Torheit galt, erwies sich als visionär. Die extreme Höhenlage, die damals als ungeeignet für den Weinbau galt, erweist sich heute, in Zeiten des Klimawandels, als strategischer Vorteil.
Die Weitsicht des Großvaters prägt bis heute die Philosophie des Weinguts. Seine Enkelkinder führen sein Erbe mit wissenschaftlicher Akribie fort. Sie haben jeden ihrer Weinberge kartiert, die Böden analysiert und die mikroklimatischen Bedingungen studiert. Diese Grundlagenarbeit bildet das Fundament für ihre terroirgetriebene Weinbereitung.
Terroirmosaik der Rioja Alavesa
Die 30 Hektar Rebfläche verteilen sich wie ein komplexes Mosaik über 72 Parzellen in den Gemeinden Baños de Ebro, Ábalos, San Vicente de la Sonsierra und Samaniego. In Höhenlagen zwischen 550 und 720 Metern gedeihen die Reben auf einem faszinierenden Geflecht aus Kalkstein, Sandstein und Geröll. Die kühlen Nächte in diesen Höhenlagen verleihen den Weinen ihre charakteristische Frische und Präzision.
Besonders bemerkenswert ist der über 100 Jahre alte Weinberg “La Condenada”, der mit seinem Mischsatz aus Tempranillo, Graciano, Garnacha und der weißen Sorte Palomino die Komplexität vergangener Weinbaukultur bewahrt. Dieser Weinberg, den die Brüder vor dem Verfall retteten, ist ein lebendiges Archiv der Rioja-Geschichte und produziert einen der faszinierendsten Weine der Region.
Die Bewirtschaftung erfolgt ausschließlich biologisch, mit zunehmender Orientierung an biodynamischen Prinzipien. Die oft terrassierten Weinberge erlauben keine Mechanisierung – jeder Handgriff muss manuell erfolgen. Diese arbeitsintensive Bewirtschaftung ermöglicht es den Brüdern, jede Rebe individuell zu betreuen und den optimalen Erntezeitpunkt für jede Parzelle präzise zu bestimmen.
Die Kunst der behutsamen Weinbereitung
Im Keller praktizieren die Brüder eine Philosophie der minimalen Intervention. Die handgelesenen Trauben werden teilweise als Ganztrauben vergoren, die Maischung erfolgt in einigen Fällen noch traditionell mit den Füßen. Die spontane Vergärung mit natürlichen Hefen unterstreicht den authentischen Charakter der Weine. Auf künstliche Hefen, übermäßige Schwefelung und aggressive Filtration wird bewusst verzichtet.
Der Ausbau erfolgt vorwiegend in 600-Liter-Fässern, die den Weinen Raum zur Entwicklung geben, ohne sie mit Holznoten zu überlagern. Die Brüder setzen dabei auf kürzere Ausbauzeiten als in der Region üblich, um die Frische und den Terroirausdruck zu bewahren. Für spezielle Cuvées kommen auch 3.500-Liter-Foudres zum Einsatz, die eine noch langsamere, schonendere Reifung ermöglichen.
Eine neue Vision von Rioja
Das Portfolio spiegelt die burgundische Philosophie des Hauses wider. Die Klassifizierung der Weine erfolgt nicht nach Ausbauzeit, sondern nach Herkunft – von den frischen, zugänglichen Ortsweinen über die charaktervollen Lagenweine bis hin zu den komplexen Parzellenweinen.
Der “Artuke” Basiswein, eine Assemblage aus 95% Tempranillo und 5% Viura, zeigt bereits die Handschrift des Hauses: Präzision, Frische und Zugänglichkeit. Der “Pies Negros”, aus fünfzehn verschiedenen Parzellen in Ábalos komponiert, demonstriert die Kunst der Assemblage.
“El Escolladero”, ein Einzellagenwein aus Ábalos, vereint 85% Tempranillo und 15% Graciano von 1950 gepflanzten Reben. Die kalkhaltig-lehmigen Böden in 600 Metern Höhe verleihen dem Wein seine charakteristische Mineralität und Komplexität.
Das Flaggschiff “La Condenada” stammt von über hundertjährigen Reben aus der Lage “Camino del Ciego”. Mit einer jährlichen Produktion von nur 1.970 Flaschen gehört er zu den rarsten und gesuchtesten Weinen des Guts. Die Komplexität des alten Mischsatzes, die mineralische Prägung des Sandsteinbodens und die präzise Vinifikation machen ihn zu einem der spannendsten Weine der Region.
Die neue Generation Rioja
Die Weine der Brüder de Miguel Blanco markieren einen Wendepunkt in der Geschichte der Rioja. Sie zeigen, dass große Weine nicht durch standardisierte Ausbauzeiten entstehen, sondern durch das tiefe Verständnis für die Eigenheiten jeder einzelnen Parzelle. Als Teil der “Rioja & Roll”-Bewegung sind sie Wegbereiter einer neuen Generation von Winzern, die das enorme Potenzial ihrer Region neu definieren.
Die internationale Weinszene hat längst reagiert. Kritiker wie Luis Gutiérrez von Robert Parker's Wine Advocate loben die enorme Entwicklung des Weinguts in den letzten Jahren. Die Mitgliedschaft im renommierten Verbund Futuro Vinador unterstreicht die Bedeutung des Weinguts für die spanische Weinszene.
Die Zukunft der Rioja liegt in ihrer Vergangenheit – dieser Überzeugung folgen die Brüder de Miguel Blanco mit jedem ihrer Weine. Sie zeigen, dass die Region weit mehr zu bieten hat als schwere, holzbetonte Weine. Ihre Interpretation von Rioja ist präzise, terroirgeprägt und von einer Eleganz, die international ihresgleichen sucht. Mit ihrer Arbeit schreiben sie nicht nur die Geschichte ihres Familienweinguts fort, sondern prägen eine neue Ära des spanischen Weins.