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Lesuffleur
Wo Cidre zur Präzisionsarbeit wird. Benoit Lesuffleur verbindet normannische Tradition mit burgundischer Methodik: biodynamischer Anbau, spontane Vergärung, drei Jahre Hefelager. Seine Apfelbäume, teils über hundert Jahre alt, wurzeln tief in Kreide-Feuerstein-Böden des Pays d’Auge. Als Weinagent bringt er Erkenntnisse aus Champagne und Burgund in die Normandie. Das Ergebnis: Cidres von bemerkenswerter Komplexität, die in Restaurants wie L’Arpège geschätzt werden. La Folletière, Friardel, Pyrrhus – jede Cuvée ein Ausdruck spezifischer Terroirs und historischer Apfelsorten. Naturbelassene Cidres, die neue Maßstäbe setzen.
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Zwischen zwei Welten
Benoit Lesuffleur lebt ein Doppelleben, das seine Cidres prägt. Unter der Woche vertritt er als Agent in Paris einige der feinsten Weingüter Frankreichs – Fourrier, Tarlant, Henri Germain. Am Wochenende kehrt er in die Normandie zurück, wo seine Familie seit Generationen Äpfel kultiviert. Diese Pendelbewegung zwischen Weinwelt und Obstgarten ist mehr als Biografie – sie ist Programm.
2012 überzeugte er seine skeptischen Eltern, ihm die Verantwortung für die Familiengärten zu übertragen. Nicht um die Tradition fortzuführen, wie sie war, sondern um sie neu zu interpretieren. Was er bei den Winzern gelernt hatte – die Bedeutung des Terroirs, die Präzision im Keller, die Geduld im Ausbau – übertrug er auf die Cidre-Herstellung.
Die Grammatik des Terroirs
Lesuffleurs 16 Hektar verteilen sich auf zwei distinkte Lagen. In La Folletière, wo sein Vater 1996 moderne Niederstämme pflanzte, dominieren braune Feuersteine über Kreide. Friardel hingegen beherbergt uralte Hochstämme – nur 100 bis 150 Bäume pro Hektar, manche davon seit den 1960er Jahren, als Benoits Großvater das Land übernahm. Hier liegt blauer Feuerstein über dem Kalkgrund.
Diese geologischen Feinheiten mögen akademisch klingen, doch sie prägen den Charakter jedes Cidres. Die schrittweise Umstellung auf biologisch-biodynamischen Anbau seit 2012 verstärkt diese Unterschiede noch. Keine chemischen Eingriffe mehr, die die Böden nivellieren könnten.
Die Kunst der Assemblage
Lesuffleur arbeitet mit über 25 historischen Apfelsorten, deren Namen – Mettais, Frèquin, Rambeau – wie vergessene Poesie klingen. Doch die Romantik endet bei der Ernte: Nur die besten zehn Prozent der Früchte schaffen es in seine Cuvées. Die Assemblage folgt einer präzisen Logik: säurebetonte Sorten für Frische, bittersüße für Fülle, tanninreiche für Struktur.
Die Cuvée Pyrrhus erzählt eine Familiengeschichte in drei Akten: Ein Drittel besteht aus der bitteren Lieblingssorte des Großvaters, ein Drittel aus der säurebetonten des Vaters, ein Drittel aus Benoits eigener bittersüßer Präferenz. Was sentimental klingen könnte, erweist sich als geschmackliche Synthese dreier Generationen.
Zeit als Zutat
Nach spontaner Vergärung mit wilden Hefen ruhen die Cidres mindestens drei Jahre auf der Feinhefe – eine Zeitspanne, die selbst ambitionierte Champagnerhäuser respektieren würden. Das Degorgieren erfolgt von Hand, der Restzuckergehalt pendelt um 40 Gramm pro Liter. Diese technischen Details übersetzen sich in Cidres von bemerkenswerter Tiefe und Finesse.
Die limitierten Mengen sind keine Marketingstrategie, sondern Konsequenz der Methode. Wer jeden Apfel einzeln prüft und Jahre auf die optimale Reife wartet, kann keine industriellen Mengen produzieren.
Eine stille Revolution
Lesuffleurs Cidres haben ihren Weg in die französische Spitzengastronomie gefunden – ins L'Arpège, in ambitionierte Naturweinbars, zu Händlern, die Qualität vor Quantität setzen. Sie beweisen, dass Cidre mehr sein kann als nostalgisches Begleitgetränk zu Galettes. In Lesuffleurs Händen wird er zum eigenständigen Ausdrucksmittel, das Terroir, Tradition und zeitgenössisches Können vereint. Eine leise Revolution, Flasche für Flasche.