Sancerre blanc “Guigne-Chèvres” AOC 2020

Die Cousins Jean-Laurent und Jean-Dominique Vacheron arbeiten seit langen Jahren biologisch, haben sich jedoch erst 2007 biodynamisch zertifizieren lassen. Dieser Schritt war die logische Konsequenz aus dem kompromisslosen Qualitätsdenken der beiden, die die Trauben der 47 Hektar großen Domaine allesamt von Hand lesen lassen.

Die Lage Guigne-Chèvres liegt an einem abfallenden Hang mit nordöstlicher Ausrichtung. Die Reben sind durchschnittlich rund 40 Jahre alt und stehen auf rotem Lehm mit Jura-Kalkstein. Spontan vergoren wird der Wein für zehn Monate in Stockinger-Fässern ausgebaut.

Helles Strohgelb mit grünen Reflexen, strahlend und klar.

Der 2020 Guigne-Chèvres der Domaine Vacheron zeigt sich in der Nase wie ein tiefer, unergründlicher Brunnen – ein klarer Fall für die Karaffe, und zwar kopfüber mit Karacho. Nach einiger Zeit ist er nicht grade redselig, aber immerhin auskunftsfreudig. Mit ruhiger Stimme erzählt er von nassem Stein wie nach einem Sommerregen, leicht salzigen Eindrücken einer Meeresbrise und von Zitrus, vielmehr vom Öl der Schalen denn vom Fruchtfleisch. Johannisbeeren und Johannisbeerblatt und weiße Blüten sind Teil der Erzählung, deren weitere Handlung sich am Gaumen entspinnt.

Druckvoll und voller Spannung im Antrunk meint man, dieser Wein könne am Gaumen platzen. Die Melange aus Limette, Anis, gestossenen Austernschalen und Johannisstrauch-Öl ist elektrisierend. Die Säure als vitale Ader dieses monolithisch wirkenden Trunks ist umhüllt von saliner Mineralik und grundiert von sanft pulsierendem Bass. Trotz seines jugendlichen Stadiums und seiner initial zurückhaltenden Art lässt er sein gesamtes Potential bereits erahnen, dass er über die nächsten fünf bis zehn Jahre ausbauen wird.