Niersteiner Riesling Kabinett VDP Erste Lage 2021 – Schätzel

Der Nachfolger des Nierstein Kabinett Ortswein heißt nun Aus den Ersten Lagen und er kommt zu 80 % aus dem Hipping und zu 20 % aus dem Pettenthal. Die Trauben stammen aus den ersten Durchgängen der Lese. Die Trauben wurden mit Füßen eingemaischt und bekamen eine Standzeit von zwei Tagen. Dann wurde sehr langsam über 24 Stunden gepresst und der Wein ohne Vorklärung spontan vergoren und auf der Vollhefe im alten 1.200er Holzfass ausgebaut. Er umfasst 7,0 % vol. Alkohol, 43g/l Restzucker, 12 g/l Säure und 38 Milligramm freien Schwefel bei 160mg/l Gesamtschwefel.

mittleres Strohgelb

Früher war dies ein Wein, der von schwefeligen Verbindungen durchdrungen war, die sich in der typischen Schätzel-Reduktionsnote ausdrückten. Diese Feuerstein- bzw. Knallplättchenaromatik findet sich hier kaum noch. Der Wein wirkt auf noch ungewohnte Weise fein und offen, hell und zitrisch mit Noten von Minze, Salbei und etwas Basilikum, grünem Apfel, Salzzitrone und Wollwachs sowie einer kreidig kalkigen Note. Das wirkt noch immer wild, aber auch schon ansatzweise gezähmt.

Am Gaumen wirkt der Niersteiner Kabi sehr saftig, hell und klar und schwankt zwischen vibrierender Mineralität und einer seidigen Säure. Der Wein erinnert durchaus an Apfelsaft und Tee, wirkt rund mit weniger Druck als früher, dafür aber mit einem hinreißend entspannten Charakter, der an die Cool-Jazz-Phase von Miles Davis erinnert. Zumal man die Säurestruktur zunächst unterschätzt. Sie sorgt eher im Hintergrund mit ihrer Sehnigkeit für Struktur. Es macht einen großen Spaß, diese Stilveränderung, diese Entwicklung in Kai Schätzels Arbeit zu entdecken.