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Lebendige Weine MagazinNeues Weingut: Thomas Bouley, Volnay

Neues Weingut: Thomas Bouley, Volnay

    thomas bouley in his vineyards

    Das Weingut Jean-Marc Bouley ist sicher eines der interessantesten Weingüter an der Côte de Beaune. Dabei gehörte es lange zu den durchaus beachteten, aber nicht noch wirklich gefeierten Weingütern in Volnay. Jean-Marc Bouley hatte es auf einen guten Stand gebracht, verharrte dort aber in gewisser Weise, bis sein Sohn Thomas 2002 dazustieß. Er hatte in Beaune studiert und dann eine Zeit in Neuseeland und Oregon verbracht, bis er nach Hause zurückkehrte und schnell auch die Leitung übernahm. Der eigentliche Durchbruch erfolgte mit dem 2010er Jahrgang, der von allen Kritikern gefeiert wurde.

    Thomas Bouleys Arbeitsweise

    Thomas hat schon kurz nach seinem Einstieg ins Weingut grundlegende Dinge vor allem im Weinberg verändert, die zu der heutigen Feinheit seiner Weine beitragen. Dazu gehört die zwar nicht offiziell zertifizierte Umstellung, aber die mit Siegel und Ehrenerklärung verbriefte biologische Weinbergsarbeit.

    vineyards of thomas bouley

    Thomas hat 2005 die Reben auf den ertragsärmeren Cordon de Royat umgestellt. Seine Parzellen fallen direkt auf, weil die Laubwand viel höher steht als in den benachbarten Parzellen. Die Gipfel sind normalerweise nicht beschnitten, sondern werden in den Drahtrahmen eingerollt. Man findet lockere, gut durchlüftete Böden vor und ebenfalls lockerbeerige Trauben. Insofern ist es auch kein Wunder, wenn Thomas Henri Jayer zitiert: „Es gibt kein Geheimnis beim Wein. Der wichtigste Punkt ist die Arbeit im Weinberg. Dann wird man die Qualität des Jahrgangs finden.“

    Er pflügt die Zeilen immer wieder bis die Véraison einsetzt, die Verfärbung der Trauben, und er setzt den manuellen Schnitt, das Ausbrechen und die Spaliererziehung so an, dass sechs bis acht Trauben mit einer ausgewogenen Verteilung am Stock erhalten bleiben. Der Rebschnitt erfolgt dabei nach dem Mondkalender. Die Lese wird natürlich manuell durchgeführt. Anschließend werden die Trauben in der Kelterei auf einem Rütteltisch und auf einem Förderband noch einmal sortiert. Je nach Lage nutzt er rund 50 % Ganztrauben.

    Nach der Spontangärung gären die Weine zwischen zwei und drei Wochen weiter. AlleW eine ab dem Ortswein reifen über zwei Winter hinweg, bevor sie gefüllt werden. Dabei bekommen die Villages zwischen 20 und 30 % und die 1er Cru 50 % neues Holz. Die Füllung erfolgt mit einem geringen Schwefelanteil, geschönt und filtriert wird nicht.

    „Es gibt kein Geheimnis beim Wein. Der wichtigste Punkt ist die Arbeit im Weinberg. Dann wird man die Qualität des Jahrgangs finden.“

    — Henri Jayer

    Der Jahresverlauf 2019

    Im Burgund sprechen viele Winzer von der Magie der Jahre, die auf 9 enden. So ist es auch diesmal. Für Thomas Bouley war „2019 ein einzigartiges und sehr kontrastreiches Jahr. Die Lese verlief reibungslos, sodass das Endergebnis die Fachleute mehr als zufrieden stellte. Das Wetter war heiß und trocken, aber die Weine zeigen eine Frische, die Liebhaber von Burgundern begeistern wird. Begleitet wird sie von einem Trinkfluss, der verführen wird. Der einzige Nachteil ist, dass die Menge unter dem Durchschnitt liegt.“ Der Winter war mild, sodass der Vegetationszyklus recht früh einsetzte. Die milden Temperaturen im März, 1,1 °C im Durchschnitt für die gesamte Region im Vergleich zum Normalwert, ermöglichten eine gute Entwicklung der Reben.

    thomas bouley in his vineyards

    Die am weitesten fortgeschrittenen Parzellen erreichten das mittlere Knospenstadium in den ersten Apriltagen. Dann aber gab es wieder einmal Frost. Vor allem die Fröste am Morgen des 5. April verursachten Schäden. Die Temperaturen blieben niedrig, und zwischen dem 12. und 15. April traten erneut Fröste auf, allerdings mit weitaus geringeren Schäden. Der eigentliche Vegetationszyklus begann erst wieder ab Mitte April, und es wurde schon Anfang Juni sehr heiß mit anschließenden starken Böen und einer Abkühlung, die wiederum mitten in der Blüte zu Schäden führte.

    Im Juli setzte wiederum die Hitze ein (2,2 °C über dem Durchschnitt). Die meisten Rebstöcke blieben bis zur Ernte in einem ausgezeichneten Gesundheitszustand, und einige Niederschläge im August versorgten die dürstenden Stöcke. Da diese Niederschläge regional jedoch sehr unterschiedlich waren, gab es auch Parzellen mit Wassermangel.

    Bis Ende August und Anfang September hatte sich der Großteil der Trauben exzellent entwickelt, und vor allem lagen die Säurewerte höher als 2018. Bei den Rotweinen verlief die Gärung dann auch reibungslos, wenn auch je nach Parzelle in sehr unterschiedlichem Tempo.

    Die Weine von Thomas Bouley

    Der Besitz der 1919 von François Bouley gegründeten Domaine umfasst 8,80 Hektar in 29 Parzellen. Dabei gibt es eine Parzelle in Meursault mit Aligoté und Chardonnay, der Rest ist in Volnay, Pommard und Beaune Pinot Noir. Der 2019er Aligoté ist ein so frischer wie seidiger Weißwein, der für viel Trinkfluss sorgt, aber auch Eleganz bietet und einen wunderen Duft verströmt. Für den geforderten Preis ist er ein absolutes Schnäppchen.

    Das kann man auch vom 2019er Bourgogne Côte d’Or behaupten, der ja ein reinsortiger Volnay ist und bereits sehr viel Lust auf die höherwertigen Volnays macht, weil er schon so richtig auf das Terroir anspielt, aber in Gutsweinmanier angenehm unkompliziert bleibt und offen ist.

    thomas bouleys classical wine celler

    «Sein Ziel ist es, Frucht, Finesse und Rondeur zu erzeugen.»

    Die 2018er und 2019er Volnays verbinden auf wunderbare Weise die Typizität des Jahrgangs mit der Handschrift von Thomas Bouley. Und die kann man nur als ausgesprochen fein bezeichnen. Sein Ziel ist es, Frucht, Finesse und Rondeur zu erzeugen, sodass die Weine sowohl jung getrunken als auch gelagert werden können. Und das schmeckt man durch das ganze Portfolio.

    Thomas Bouleys Anspruch ist es dabei, Weine mit Emotionen zu erzeugen, und ich finde, dass ihm das hervorragend gelingt. Die Paarung Volnay Vieilles Vignes und Volnay Clos de la Cave ist dafür ein gutes Beispiel.

    Beide Weine weisen in ihrer Komplexität und Finesse schon deutlich Richtung 1er Cru, der VVV aber bildet noch so etwas wie einen Querschnitt des Ortes, während der Clos viel deutlicher ein spezifisches Terroir abbildet. Während der 1er Carelle sous la Chapelle schon viel Finesse an den Gaumen bringt und Thomas’ Gefühl für das richtige Tanninmanagement verdeutlicht – die Tanninstruktur seiner Weine ist wirklich absolut fein –, macht der 1er Cru Clos des Chênes noch einmal unmissverständlich klar, welches Potential in einem Volnay 1er Cru stecken kann.

    Auch wenn der 1er Cru Les Fremiers aktuell der einzige gezeigte Pommard im Portfolio ist, ist er doch ein weiteres Highlight. William Kelley bringt es für den Wine Advocate trefflich in seinem Artikel über eine 10-Jahres-Vertikale dieser Lage auf den Punkt: „Les Fremiers ist sicherlich nicht das berühmteste Climat von Pommard. Aber die Lage von Bouleys Parzelle ist dennoch außergewöhnlich.“

    Mit seiner intensiven Arbeit hat Bouley hier einen Wein geschaffen, der zwar fest in seiner Struktur ist, aber doch so elegant wie ein erfahrener Tänzer agiert. Er schafft die Symbiose aus der für Pommard typischen Erdigkeit und Erdverbundenheit und einer leuchtenden Helligkeit.

    „Les Fremiers ist sicherlich nicht das berühmteste Climat von Pommard. Aber die Lage von Bouleys Parzelle ist dennoch außergewöhnlich.“

    — William Kelley

    Keine Frage, Thomas Bouleys Weine gehören heute zur Spitze in Volnay. Dabei erzeugt er aktuell vielleicht die balanciertesten und reintönigsten Weine der gesamten Appellation. Dass die 2019er schon so offen und einladend wirken, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie ein Potential teils für Jahrzehnte besitzen dürften.


    Text und Weinexpertisen: Christoph Raffelt