Hallo ,

heute Naturwein. «Vins Nus» ist das natürlichste Projekt des Architekten Alfredo Arribas im Priorat und Montsant. Dabei repräsentiert die Serie «Instabile» wahrscheinlich die heiterste Seite davon. Alfredos Idee des unendlichen Weinbergs, über die wir in Zukunft noch mehrfach sprechen werden, wird hier dank einer totalen Freiheit beim Cuvetieren und Experimentieren konsequent gelebt.
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alfredo arribas at his vins nus winery celler

Vins Nus – alles ist im Fluss

Schon die Etiketten von Vins Nus offenbaren die enge künstlerisch-architektonische Verbindung, die Arribases Kreativität bei der Weinherstellung bestimmt. Da ist eine Zeichnung, die an die Skulpturen von Calder erinnert, genauer gesagt an seine Mobiles – kinetische Skulpturen, die durch einen Motor oder einfach durch den Wind in Bewegung versetzt werden.

vins nus label inspired by calder
Weinfreund, selten habe ich stärkere Konsistenz zwischen dem Äußeren und dem Inneren einer Flasche erlebt: Die Weine aus der Serie «Instabile» sind mobil, formverändernd. Sich wandelnd, auch durch den Schwefelverzicht. Sie leben zwischen der Bewegung, die sie hervorgebracht hat (ohne Unterscheidung zwischen Trauben, Jahrgängen oder Weinbereitungsmethoden) und derjenigen, die nach dem Öffnen der Flasche stattfindet. Dann zeigen die Weine ihre ganze lebendige Großzügigkeit.

Die Instabile-Linie

Aber es gibt noch ein anderes Zeichen, eine andere Geschichte, auf dem Etikett. Es ist eine Geschichte der Genauigkeit. Wieder Calder, die Freiheit in der Kunst, unterstützt durch technisches Wissen. Im Instabile-Projekt werden die Weine durch Zahlen definiert, die sie in eine Reihenfolge bringen, sie sind Teil eines Ganzen, eines Diskurses, der sich organisch und organisiert entfaltet. Ist es zu viel an dieser Stelle Roman Opalka zu erwähnen?

Ich habe den Eindruck, dass Arribas in seinem Projekt «Portal del Priorat» seinen Träumen Gestalt gibt, während er in «Vins Nus» hellwach ist und mit der Energie eines Kindes auf einem endlosen Spielplatz mit seinen Lieblingsspielzeugen spielt.
old vine with young shoot at vins nus winery
Text und Weinexpertisen: J. Gobbi & D. Taits
Fotos: Weingut Vins Nus, Alfredo Arribas

Instabile Nr. 10

«In Albis»

Auch hier zeigt das Etikett bereits einige Details, wie die Reifung in Amphoren und Betoneiern sowie den Maischekontakt.
Das kleine Depot auf dem Flaschenboden bestätigt die fehlende Filtration.
Im Glas ein trübes Goldgelb, das sich in der Nase mit intensiven Düften öffnet, die aber scharf und gezielt sind: frische Erdbeere, verwelkte Lilie und Rose, verbrannter Popcorn, Kardamom, frisch gemähtes Gras und, mit etwas Zeit, eine ruhige Kamille...
Intensive Düfte, wie gesagt, aber aufgefrischt durch eine mineralische Basis, wie Marmor oder glasierte Keramik.
Am Gaumen ist er schmackhaft, gut ausbalanciert zwischen zarten, angedeuteten Tanninen und einer moderaten Säure, die ihn saftig macht, ohne ihn zu überfahren. Das Finale spielt mit einem Hauch von Walnuss, der einige Tannine in Erinnerung ruft und ihnen neues Leben einhaucht.
Bei einer Temperatur von etwa 12 Grad servieren, um die verschiedenen Phasen beim Aufwärmen zu beobachten.
Instabile No.10 In Albis 2019 – Vins Nus
(Garnacha Blanca, Macabeo, Cartoixà, Muscat)

Instabile n.9
«Mea Culpa»

Blutig, rubinrot im Glas. Und der Begriff "Blut" taucht schon in der Nase auf, mit Noten von Eisen, die sich mit Himbeeren, Glyzinien, Tomatenblättern, Pfeffer und einem Hauch von dunklem Tabak verbinden.
Der Mund ist lebhaft mit würziger Textur, fast prickelnd auf der Zunge. Wieder ein eisenhaltiger Geschmack, aber auch lebendig, flüssig, fließend... Richtig tanninhaltig, ausgeglichen durch eine Frische, die auf säurehaltigen Noten von Granatapfel, Himbeeren und Blutorange aufbaut. Wie ein geschickter Maler es tun würde, ist die Dynamik hier ein Ergebnis der klugen Verwendung verschiedener Rottöne.
Abschließend Noten von dunklem Pfeifentabak, ein Hauch von Tiefe, der über die angenehme Trinkbarkeit hinaus geht.
Instabile No.9 Mea Culpa 2018 – Vins Nus
(Garnacha)
Ihnen – trotz allem – ein gutes Wochenende!

Vielen Dank & herzliche Grüße,

Dimitri Taits
lebendigeweine.de
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