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Marcoux

Armenier Sisters of Domaine Marcoux
Armenier Sisters of Domaine Marcoux
Die Armeniers zählen zu den ältesten Familien in Châteauneuf-du-Pape. Ein Steuerregister aus dem Jahre 1344 führte sie schwarz auf weiß auf, aber ihre Ursprünge reichen noch weiter zurück. Als Elie Armenier 1980 starb, führten seine Frau Jaqueline, ebenfalls aus einer uralten Winzerfamilie, den Jouffron, und ihr Sohn Philippe, das Gut weiter fort. Doch erst 1989 gaben sie ihm – inzwischen durch Tochter Sophie verstärkt – den Namen Domaine de Marcoux. Damals interessierte sich Philippe Armenier zunehmend für Biodynamie, fand François Bouchet als Berater und stellte die Bearbeitung der Weinberge ab 1990 um. „Alle in unserer Familie stimmten dem zu“, erzählt Catherine, die ältere Schwester. „So sind wir alle in dieselbe Richtung aufgebrochen.“




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weinberge voller diversität

Als der Bruder beschloss, Châteauneuf zu verlassen (und sich schließlich als Berater für biodynamischen Weinbau in Kalifornien niederließ), war es für die beiden Schwestern gar keine Frage, den eingeschlagenen Weg fortzuführen. Sophie übernahm vorrangig die Verantwortung im Keller und Catherine, die in Avignon gearbeitet, aber von klein auf im Weinberg mitgeholfen hatte, die für die Weingärten. 1996 wurde ihr erster Jahrgang zu zweit. Dass zwei Frauen allein ein Weingut führten, war damals fast noch eine Revolution. Seit 2014 erhielten sie von Vincent Estevenin, Sophies Sohn tatkräftige Unterstützung, während Catherine 2019 den Ruhestand wählte.

In den Weingärten

Während die Guts- und Kellergebäude am nördlichen Rand der Appellation Châteauneuf-du-Pape, nahe an Orange, stehen, befinden sich die Weingärten auf verschiedenen Terroirs vorwiegend südlich und östlich des Ortskerns. Sie summieren sich auf 18 Hektar, wozu weitere 8 Hektar in Lirac und gut 2 Hektar an Côtes du Rhône hinzukommen. Alle sind biozertifiziert, die Kernparzellen seit 1991 und werden biodynamisch bearbeitet. Vincent kümmert sich um den Weinbau, nicht zuletzt mit seinem Saint-Chamond, einer legendären Kettenraupe, ideal, um die Reihen zwischen alten Gobelet-Stöcken zu bearbeiten. „Man kann keinen Ausdruck von Terroir erhalten, wenn die Reben nicht tiefe Wurzeln gebildet haben, wenn diese nicht bis zum Mutterfels vorgestoßen sind, denn da ist der Ursprung des Terroirs“, bekräftigt Sophie. Gegen Falschen und Echten Mehltau setzen sie biodynamische Präparate und Aufgüsse aus Brennnesseln, Kamillenblüten und Löwenzahn ein.

Die Parzellen sind auf sieben „Quartiers“ verteilt. Die nur in besonders guten Jahren abgefüllte Cuvée Vieilles Vignes stammt aus zwei Lagen: zum einen von seit 1900 dokumentiertem Grenache Noir mit einigen Mourvèdre-Stöcken aus Charbonnières vom Nordrand der berühmten Hochebene La Crau, wo der Boden aus Sand und Sandstein besteht; zum anderen von 1 Hektar 1949 gesetztem Grenache aus Les Esqueirons, wo die Armeniens ihre mit 3,77 Hektar größte Fläche besitzen, einer Hanglage westlich von der Palastruine aus Kalkboden und kolluvialen Sedimenten.

Dort stehen außerdem Roussanne und Mourvèdre. In allen ihren Lagen wächst Grenache, ausschließlich in Beaurenard, übersät mit weißen scharfen Kalksteinen auf Mergelboden, und im extrem steinigen L’Arnesque mit seinen Rollkieseln. In den bereits seit 1344 erfassten Terroirs Les Plagnes und Les Gallimardes dominieren ebenfalls Rollkiesel. Dort wurde auch Syrah gepflanzt und im ersten außerdem Cinsault. Les Serres auf der untersten Terrasse zum Rhônetal mit seinem lehmhaltigen, kaum steinigen Boden wurde 2017 neu mit Clairette, Mourvèdre und Grenache bestockt. Außer Roussanne und Clairette, die dem weißen Châteauneuf vorbehalten sind, wird die rote Hauptcuvée aus den Trauben sämtlicher Parzellen und Sorten komponiert.

alte betontanks im keller von marcoux

Im Keller

Auf Marcoux werden sämtliche Trauben per Hand gelesen, wobei die Lesehelfer bereits eine erste Sortierung vornehmen. Die zweite erfolgt auf dem Hänger, wo zwei Helfer die Trauben in 50-Kilo-Kisten umfüllen. Am Keller geht die Lese dann noch über den Sortiertisch. So versichert sich Sophie, dass sie nur makellose Trauben für die Weine verwenden kann. Dann werden sie entrappt, bevor sie in die Gärtanks kommen. Dort beginnen die Naturhefen – je nach Jahr früher oder später – ihre Arbeit, wobei Sophie darauf achtet, dass die Temperaturen im Rahmen bleiben. Zu Anfang wird zweimal am Tag umgepumpt, um den Tresterhut feucht zu halten und eine gute Extraktion zu erzielen. Später erfolgt das Umpumpen einmal alle zwei Tage. Falls es nötig sein sollte, doch eher selten, machen sie auch eine „délestage“. Dabei wird der Most ganz aus dem Tank abgezogen. Sobald der Tresterhut auf den Boden gesunken ist, wird der Most wieder darüber gepumpt. Die Devise lautet Behutsamkeit, um die Frucht zu bewahren und nur sanft zu extrahieren.

Die Maischestandzeiten dauern vier bis sechs Wochen. Gemeinsam entscheiden Sophie und Vincent über deren Ende. Dann werden die Weine abgestochen und der Trester gepresst. Der anschließende Ausbau erstreckt sich für die Rotweine über 18 Monate. Früher erfolgte er fast ausschließlich in Betontanks. Ab 2014 begann das Duo die Syrah in älteren 350-Liter-Fässern zu verfeinern. Seit 2016 investierten sie in 30-Hektoliter-Stockinger-Fuder, die einem Teil des Grenache zusätzlichen Schliff geben. Der Weißwein wird zum Teil im Demi-muid von 600-Litern, zum Teil in Edelstahl rund sechs Monate ausgebaut. Seit kurzem kommen auch Amphoren zum Einsatz.

Text und Weinexpertisen: André Dominé